26. April bis 6. Mai 2017

11. Stopp: Vietnam

Unser zweiter Besuch in dem Land, das uns 4 Jahre zuvor eher enttäuscht hatte

Ja, wir geben Vietnam eine zweite Chance. Bei unserem ersten Besuch hier hatten wir dieses Land, das sich von Nord nach Süd über 1650 km erstreckt, von Hanoi nach Saigon (offiziell Ho Chi Minh City) in 3 1/2 Wochen gemeinsam mit Flo und Muriel durchquert. Und vor allem den Süden hatten wir dabei negativ in Erinnerung. behalten: Saigon selbst hatten wir nach nur einer Nacht wieder verlassen. Mui Ne und Nha Thrang waren aus unserer Sicht Städte, erbaut für den russischen Pauschaltourismus und schienen so schon 2013 all ihre Ursprünglichkeit und ihre eigene Identität verloren zu  haben.

 

Nach nun 8 Monaten Reise, entschieden wir uns trotzdem, Saigon erneut anzufliegen. Nur so würden wir die Möglichkeit haben, das Mekong-Delta und dessen berühmte schwimmende Märkte sehen zu können - denn durch unsere schnelle Abreise aus Saigon vor vier Jahren, hatten wir diesen Teil Vietnams verpasst. Danach lautete unser Ziel "Phu Quoc" - eine Insel, die eigentlich schon vor der Küste Kambodschas liegt und als schönste Insel Vietnams gilt. Ein paar Tage am Pool in der Sonne ausspannen war das, was wir nach Australien dringend brauchten. Von dort sollte es dann weiter nach Kambodscha gehen.

Ankunft in Saigon (Ho Chi Minh City)

Als wir dann am 26. April abends in Saigon, nach unserem wohl schlechtesten Service an Bord eines Langstreckenfliegers (Jetstar verteilt bei einem 7 Stundenflug nicht einmal Wasser!) ankamen, merkte ich schnell, dass ich mir selbst Zeit geben musste, um mich wieder an Asien zu gewöhnen. Zeit um mich nach der Kälte Australiens auf 35 bis 40 Grad einzustellen. Zeit um mich, nach der Ruhe der vergangenen drei Monate, wieder an die ständige Geräuschkulisse - bestehend aus tausenden Rollerhupen und -motoren, dröhnender Musik aus den Straßenbars und dem Stimmengewirr Tausender - zu gewöhnen. Zeit um nach der Einsamkeit mancher Abschnitte unserer Reise mit dem Camper, wieder akzeptieren zu können, auf engstem Raum mit vielen zu sein. Ja, wir waren eindeutig zurück in Südostasien!

 

Nach einem Tag Pause, waren wir bereit für neue Eindrücke und tauschten unser ruhiges, kühles Hotelzimmer gegen das Leben auf den Straßen von Saigon. Uns fiel auf, wie viel sich verändert hat. Nach wie vor ist Saigon aus meiner Sicht keine schöne Stadt - dafür gibt es für mich zu wenige Highlights und zu wenige beeindruckende Bauwerke. Die Stadt ist nach wie vor laut, stickig und oft anstrengend, auch wenn die Vietnamesen versuchen, Herr zu werden, über das Verkehrschaos, indem es mittlerweile tatsächlich Fußgängerampeln und vermehrt Bordsteine gibt! Zudem findet man überall Baustellen, auf denen eine neue - und zugleich die erste - Metrolinie bis 2020 fertig gestellt werden soll. Jedoch scheinen die Vietnamesen noch Zeit zu brauchen, sich an die Veränderungen zu gewöhnen. So ignorieren die Rollerfahrer die Ampeln und nur an den Kreuzungen, auf denen zusätzlich ein Polizist steht und den Verkehr regelt, wird Rot als Stoppsignal "akzeptiert".

In Can Tho - der Haupstadt des Mekong-Deltas

Dank den Tipps von Coco, die nur wenige Wochen vor uns den Süden Vietnams bereist hatte, entschieden wir uns Can Tho - die Hauptstadt des Mekong-Deltas anzufahren, um von dort aus eine Tour über die schwimmenden Märkte zu machen. Um 5 Uhr morgens wurden wir von dem vietnamesischen Englisch-Studenten Linh an unserem Hostel abgeholt und zu dritt ging es nach einem kurzen Fußweg auf ein kleines Boot, mit dem unser Bootslenker uns die kommenden 6 Stunden über die Flussarme des Mekongs fahren würde.

Auch wenn durch den Feiertag in Vietnam scheinbar weniger auf den schwimmenden Märkten los war, als sonst, war die Tour spitze! Es gab so viel zu Sehen und zu Beobachten! Wie die Menschen ihr komplettes Leben auf oder am Fluss verbringen ist einfach faszinierend und eine ganz andere Welt, als unsere. 

Linh kaufte für uns verschiedenstes Obst zum Frühstück und sogar einen Eiskaffee konnten wir auf einem anderen Boot erwerben! Linh erklärte uns zudem den Ablauf auf den Märkten: so sind auf dem Hauptarm die größeren Schiffe, die durch Stangen am Bug des Bootes anzeigen, welche Ware sie verkaufen. Diese Boote kommen aus dem Hinterland, wo sie die Ware bei Bauern erwerben und fahren dann mehrere Stunden zurück um die Ware in Can Tho zu verkaufen. Bei diesen "Großhändlern" kaufen dann die kleinen Händler mit den kleineren Booten. Diese steuern im Anschluss die kleineren Seitenarme an und verkaufen dort wiederum auf kleineren Märkten oder direkt an den Häusern ihre Ware dem "Endkonsumenten". 

Auch wir fuhren in immer kleinere Seitenarme des Mekongs. Dort verließen wir nach einer Nudelsuppe zum Frühstück auch kurzzeitig das Boot, um erst eine Schlangenfarm zu besichtigen (also genauer gesagt, haben Linh und ich die Farm besichtigt, Armin haben wir dann am Eingang wieder getroffen). Im Anschluss führte uns Linh noch an verschiedenen Feldern vorbei, auf denen neben Pfeffer, Reis, Chili und Kartoffeln auch Früchte angebaut werden. Zum Abschluss ging es in eine Reisnudelfabrik, in der Armin, wie bereits vor vier Jahren, mit anpacken durfte. Natürlich versorgte uns Linh neben vielen Informationen auch wieder mit einigem Essen: gekochte Frühlingsrollen sowie Pizzanudeln - das sind frittierte Reisnudeln, die mit getrocknetem Fleisch, Sprossen und Rührei "belegt" werden.  

Phu Quoc - Die schönste Insel Vietnams?

Wir haben auf Phu Quoc zumindest den für uns schönsten Strand Vietnams gefunden. Da unser Anspruch an die Insel jedoch auch nicht allzu hoch war - wir kamen schließlich her, um die meiste Zeit am Pool in der Sonne zu liegen - konnten wir auch nicht, wie manch andere, enttäuscht werden. Wir hatten eine tolle Unterkunft für etwa 30 Euro die Nacht, haben tolle Restaurants entdeckt, in denen wir sehr, sehr gut gegessen haben. Und mit Lisa haben wir sehr angenehme Abende im "Beergarden" und am Sunsetstrand verbracht. Kurz gesagt, auch wenn Phu Quoc auf keinen Fall mit den thailändischen Inseln mithalten kann, bot die Insel für uns genau das Richtige: wir haben es uns sechs Tage einfach nur gut gehen lassen!

Der Grenzübertritt nach Kambodscha

Auch wenn wir nicht zum ersten Mal in Südostasien sind, stand am 6.Mai unser erster Grenzübertritt über Land - genauer gesagt über die Grenze Vietnam-Kambodscha an. Mit dem Boot ging es erst nach Ha Tien, an dessen Hafen bereits ein vietnamesischer junger Mann wartete, um uns, sowie zwei Französinnen, drei Finnen (mit bösem Sonnenbrand), eine Russin sowie einen älteren Herrn aus Neuseeland abzuholen und erst einmal in ein Straßencafé zu führen, in dem die Ausreise- und Einreisepapiere ausgefüllt werden mussten. Unsere Pässe wurden eingesammelt und weiter ging es mit dem wohl klapprigsten und ältesten Mini-Van, den wir bis dahin gesehen hatten, an die Grenze. Dort hieß es Ausstiegen und zu Fuß ins vietnamesische Grenzbüro. Bis jetzt waren wir eigentlich sehr entspannt, doch dann bekamen wir mit, dass unsere Pässe Probleme machten. Warum? Unser Einreisestempel, den wir am 26. April am Flughafen in Ho Chi Minh City erhalten hatten, war nicht vollständig lesbar, so dass der vietnamesische Grenzbeamte der Meinung war, wir seien bereits am 6. April eingereist. Somit hätten wir die 15 Tage, für die wir ein Visa erhalten hatten, überschritten und würden uns momentan illegal in Vietnam aufhalten. Zum Glück hatten wir unseren Guide, der gut englisch sprechen konnte und eine Email, in der wir nach langem Debattieren nachweisen konnten, dass unser Flug am 26. April von Melbourne aus in Vietnam ankam. So durften wir schließlich doch - ohne den Grenzbeamten bestechen zu müssen - Ausreisen. Also ging es weiter zur Kambodschanischen Grenzstation (50 Meter entfernt), wo nun alles problemlos ablief, danach zurück in unseren Mini-Bus und dann, nach einem weiteren Umstieg in Kep, nach Kampot, unserem ersten Ziel in Kambodscha.

Dieser Stempel führte fast zu Problemen
Dieser Stempel führte fast zu Problemen

Unser "zweiter" Eindruck von Vietnam? Auf jeden Fall besser, als der erste vor 4 Jahren. Die Aussage, die Südvietnamesen seien rau und nicht wirklich freundlich, muss ich eindeutig zurück nehmen. Uns wurde in den wenigen Tagen stets von jeder Seite - und das ohne Hintergedanken - geholfen. So kamen teilweise Vietnamesen zu Gesprächen hinzu, in denen wir nicht weiter kamen, und haben für uns übersetzt oder uns erklärt, wo unser Bus beziehungsweise Boot abfahren wird und wann wir dort zu sein haben. Als wir unseren Einkauf im Supermarkt liegen gelassen hatten, hat die Verkäuferin uns diesen hinterhergetragen. Das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden, kam nie auf.

Auf der anderen Seite ist der Bauboom noch extremer, als 2013. Überall werden große Highways und große Resort-Anlagen gebaut. Für wen? Nach wie vor hauptsächlich für russische Pauschaltouristen, die nun auch Phu Quoc für sich entdecken. Vietnam scheint für sie die "neue Türkei" zu sein. So sind die Speisekarten teilweise schon auf Russisch und sogar russische Restaurants findet man. Und daneben? Ohne Ende Müll. Leider gehört dieses Thema zu Südostasien dazu - und natürlich trägt der Tourismus seine Schuld daran. Doch fällt es schwer, dies zu verstehen. Alles soll schöner, luxuriöser und größer werden in Vietnam - vor allem Phu Quoc scheint diese Veränderung gerade zu erleben. Doch, was direkt vor ihrer Haustüre ist, scheint die Vietnamesen nicht zu interessieren.  

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Kommentare: 2
  • #1

    Sabine (Mittwoch, 10 Mai 2017 08:53)

    Meine lieben,
    ich würde so gerne auch mal auf eine solche Insel kommen. Es sieht alles so wunderbar aus, ich wünsche Euch noch viele schöne Tage auf euerer Reise. Wir freuen uns auf jeden Bericht und die schönen Bilder.
    Machts gut
    Mama

  • #2

    Lisa Zecha (Mittwoch, 10 Mai 2017 21:25)

    Hat mich so gefreut euch beide kennenlernen zu dürfen. Euer Blog ist toll und die drei Abende mit Euch beiden waren so unterhaltsam.
    Genießt Eure Zeit in Kambodscha.

    Liebe Grüße aus München,
    Lisa