9. Stopp: Neuseeland - Die Südinsel

Die Küste der Südinsel von der Fähre aus
Die Küste der Südinsel von der Fähre aus

Beinahe jeder Reisende, den wir auf der Nordinsel trafen, meinte zu uns, dass die Südinsel viel schöner sei, als die Nordinsel. So befuhren wir mit unserem Camper am 20. Februar voller Vorfreude die Fähre von Wellington nach Picton. Und bereits auf der 3,5 stündigen Überfahrt boten sich uns tolle Ausblicke und vom Deck aus sahen wir sogar (die ersten) Delfine! 

Der Norden der Südinsel

Vom Hafen in Picton ging es über Blenheim durch eine wunderbare Weinanbauregion und vorbei an einer der zahlreichen Schoko-Werkstätten, in der ich eine der besten Pralinen meines Lebens probieren durfte (von denen die 200g-Schachtel jedoch leider 20 Euro kostete). Weiter in Richtung Westen (Nelson) wurden die Weinreben nach und nach von einer Landschaft voller glasklarer Flüsse und bewaldeter Hügel abgelöst, bis wir schließlich wieder das Meer erreicht haben. 

Der Abel-Tasman-Nationalpark und Umgebung

Eines unserer Highlights sollte die Region im Nordwesten der Südinsel (um den Abel Tasman Nationalpark) werden.

Warum? Wir haben selten (oder noch nie?) klareres Wasser gesehen, als in den Te Waikoropupu Springs (kurz Pupu Springs) bei Takaka - die bis 2011 als klarste Quelle der Welt galt. Wir haben noch nie von so nahem so viele Seerobbenbabys in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten können, wie am Wharariki Beach neben dem Cape Farewell. Und wir haben - was vor allem für mich ein persönliches Highlight darstellte - unsere erste 15km-Wanderung nach meiner Knieverletzung zurückgelegt - und das noch im Abel Tasman Nationalpark, der durch den Wechsel von verlassenen Buchten und tiefem Regenwald geprägt ist!

Die Westküste Richtung Süden bis zum Franz-Josef- und Fox-Gletscher

Wieder zurück über Nelson, ging es dann weiter entlang der Westküste Richtung Süden - und somit in die Region der Gletscher, der neuseeländischen Alpen und der blauen Gletscherflüsse. Zu Beginn unseres Neuseelandaufenthalts dachte ich, dass die ganzen Fotos auf den Postkarten stark nachbearbeitet worden seien, da ich nicht geglaubt habe, dass das Meer und die Flüsse hier in Wirklichkeit so blau sind. Doch sie sind es tatsächlich.

Was man auf den Postkartenfotos jedoch nicht sieht: Leider ist diese Region auch geprägt von unzählbar vielen Sandflys - und diese sind bei jedem Reisenden hier zutiefst unbeliebt. Sie stechen wie Moskitos, dabei sind ihre Stiche aber so viel gemeiner, da man sie teilweise noch 2 Wochen später spürt. Manche Stellen der Westküste sind so extrem, dass man, bevor man mit dem Auto auf einem Parkplatz oder einem Aussichtspunkt anhält, nicht vergessen darf, die Fenster hoch zu machen, da man sonst schnell 50 oder mehr kleine schwarze Mitreisende hat, die auf menschliches Blut aus sind. Und im Gegensatz zu Moskitos benötigen sie dieses eigentlich nicht mal unbedingt! Sie bekommen dadurch nur mehr Energie und können sich noch mehr vermehren! Häufig kann man hier Szenen beobachten, in denen Menschen im Auto wild von innen gegen die Scheiben schlagen, was ein eindeutiges Anzeichen für ein von Sandflys besetztes Auto ist.

Beeindruckt haben uns auf dem Weg vor allem die Pancake Rocks, bei denen wir uns zuvor noch gefragt hatten, warum sie diesen Namen erhalten hatten. Vor Ort war uns die Antwort klar.

Außerdem hielten wir in Hokitika, an dessen Strand man scheinbar Jade finden kann (wobei offenbar viele Steine keine echte Jade sein sollen, sondern nur sogenannte Nephrite - da wir uns jedoch kein bisschen mit Steinen auskennen, haben wir fleißig grüne Steine gesammelt und hoffen, dass echte Jade dabei ist).

An den Gletschern selbst bekommt man den Klimawandel eindrücklich vor Augen geführt. So müssen diese vor wenigen Jahren noch deutlich größer gewesen sein und die Aussichtspunkte waren noch deutlich näher am Parkplatz. Im Gegensatz zu Island ist es hier nicht (mehr) möglich, zu Fuß auf die Gletscher zu kommen. Schilder weisen darauf hin, dass man sie vor 8 Uhr morgens oder nach 18 Uhr abends "in Ruhe" betrachten kann (jedoch auch nur aus einiger Entfernung). Warum? Weil zwischen diesen Zeiten ein Helikopter nach dem anderen im Minutentakt im Tal startet um die Touristen mit dem nötigen Kleingeld (und davon scheint es einige zu geben) auf den Gletscher zu fliegen.

Die Region um Queenstown

Von den Gletschern ging es über den Haast-Pass nach Wanaka. Während man bei der Fahrt über den Pass einen Wasserfall nach dem anderen anschauen kann, hat uns die Region um Wanaka ein bisschen an den Gardasee erinnert. Kurz außerhalb von Wanaka befindet sich "Puzzling World" - ein Paradies für alle, die gerne spielen und Rätsel lösen! Bei Regenwetter hätten wir hier bestimmt (noch) mehr Zeit verbracht, aber da wir immer noch Glück mit dem Wetter hatten, hat es auch mich doch wieder nach draußen gezogen.

Richtig gut hat uns Cromwell mit seiner schönen kleinen Altstadt und den Weingebieten gefallen, während wir in Queenstown selbst nur wenige Stunden waren. Hier ist man wahrscheinlich eher gut aufgehoben, wenn man entweder einen Bungee-Sprung, eine Wild-wasserrafting-Tour oder eine Speedboot-Fahrt über den Fluss für jeweils etwa 150 Euro unternehmen möchte.

Fjordland und Milford Sound

Zu Milford Sound gibt es eine schöne Legende der Maori, die ich zu Beginn (ohne Gewähr auf absolute Korrektheit) erzählen möchte:

Es war die Aufgabe des Halbgottes "Tu-te-raki-whanoa" die Küste des Fjordlandes zu gestalten. Mit seiner großen Axt hackte er vom Süden beginnend jedes einzelne Fjord in die hohen Berge und mit jedem Fjord wurde er besser und besser. Milford Sound, sein 16. Fjord wurde perfekt und somit sein Meisterstück. Doch als die Göttin des Todes "Hinenui-te-Po" dies bemerkte, setzte sie die Sandflys frei...

 

...und ab diesem Punkt gibt es zwei verschiedene Begründungen für diese doch sehr gemeine Tat.

 

Version 1 besagt folgendes:

Die Göttin brachte die Sandflys nach Milford Sound, da sie der Meinung war, dass die Schönheit der Landschaft die Menschen von ihrer Arbeit ablenken und somit abhalten würde. Durch die Sandflys schaffte sie, diese in Bewegung zu halten, denn nur durch Bewegung kann man vermeiden, gestochen zu werden.

 

Dahingegen ist Version 2 etwas radikaler:

Hier setzte Hinenui-te-Po die Sandflys aus, um Menschen von diesem viel zu schönen Ort komplett fern zu halten, da sie besorgt war, dass die Menschen durch den Anblick der wunderschönen Landschaft ihre Sterblichkeit vergessen. 

Wenn man hier ist, kann man das Entstehen beider Versionen der Legenden nachvollziehen.

 

Was kann man auf jeden Fall durch egal welche Variante aus der Geschichte lernen? Vergiss den Moskitoschutz nicht, bevor du nach Milford Sound fährst!

 

Während uns am Tag der Anfahrt, der Regen doch auch mal erwischt hatte, freuten wir uns beim Aufwachen am nächsten Morgen darüber, die Sonne wieder zu sehen. So wurde die Bootstour im Fjord zu einem tollen Erlebnis! Nass wurden wir nur, als der Kapitän das Boot in einen der Wasserfälle lenkte. Doch dieses Wasser (und das fand ich wiederum faszinierend) hat noch nie einen Menschen berührt, da es Gletscherwasser eines Gletschers ist, der älter als die Menschheit ist!

Seit der ersten Wanderung von 15 km im Abel-Tasman-Nationalpark, wollte ich mehr - und vor allem höher! Als ich dann vom Routeburn-Track, einem der Great Walks Neuseelands gehört hatte, war klar, dass ich einen Teil davon laufen muss! Und da das Wetter dann bei der Fahrt aus Milford Sound auch noch gepasst hatte, machten wir uns daran, die 1000 Höhenmeter des Key Summit zu erklimmen. Der Ausblick, den man oben auf die umliegenden Gipfel hatte, war alle Anstrengung wert!

Der Süden - Invercargill, Bluff, Curio Bay

Im Süden wurde es wie erwartet, vor allem nachts, deutlich kälter. Doch wir wollten unbedingt nach Curio Bay in die Catlins. Von vielen hatten wir gehört, dass es hier möglich sein sollte Gelbaugenpinguine und die seltenen - nur in Neuseeland vorkommenden - Hectordelfine zu sehen. Von dieser Delfinart gibt es scheinbar nur noch 2000 Exemplare, weshalb wir unsere Chance, sie zu Gesicht zu bekommen, als sehr gering einschätzten.

 

Die Stopps zuvor in Invercargill und Bluff waren für uns nichts allzu Besonderes. In Bluff ist ein Wegweiser die Haupttouristenattraktion, an dem alle für maximal 5 Minuten halten und sich Fotografieren lassen - und das sagt ja schon einiges über den Ort aus. Direkt neben dem Wegweiser befinden sich überdimensional große Glieder einer Kette, die in die Erde verlaufen. Dessen Hintergrundgeschichte halte ich für das Interessanteste an Bluff: Und zwar heißt es in der Mythologie der Maori, dass Stewart Island, die kleine Insel südlich der Südinsel der Anker des Kanus (=Südinsel) des Halbgottes Maui sei, während dieser den Fisch (=Nordinsel) einfing. Die selben Kettenglieder befinden sich somit aus symbolische Gründen auch auf Stewart Island.

In Invercargill besuchten wir den schön angelegten und kostenlosen Queenspark, in dem wir neben Rosengärten und Gewächshäusern, unser erstes Känguru (leider jedoch nicht in freier Wildbahn), Vogelstrauße sowie ein schnarchendes Schwein sehen sollten. Zum Fotografieren fand ich "Demolition World" total spannend - oder wie hier wahrscheinlich eher alle sagen würden - total "creepy" - während Armin es eher als einen Haufen Schrott empfunden hat - was es eigentlich ja auch war. Auf einem Schrottplatz wurde diese kleine Stadt / Museum (?) aufgebaut, die auch gut die Filmkulisse in einem Horrorfilm sein könnte. So gab es unter anderem eine kleine Kapelle, in der Schaufensterpuppen das Brautpaar sowie den Pfarrer nachstellten, während vom Kassettenrekorder "Für Elise" lief - "creepy!".

Abends am Curio Bay gingen wir dann voller Hoffnung an den Platz, den uns der Betreiber vom Campingplatz empfohlen hatte und warteten auf die Ankunft der Gelbaugenpinguine, die abends, nach einem anstrengenden Tag im Meer, ans Ufer zurück kommen. Und nach eineinhalb Stunden warten, sahen wir sie! Zwar nur 2 und das auch aus einiger Entfernung, aber so können wir immerhin in Mehrzahl sprechen! ;-)

Übrigens der Platz, an dem wir warteten, ist ein versteinerter Wald, dessen Bäume teilweise 180 Millionen Jahre alt sein sollen! Und man hat tatsächlich noch Baumstämme mit Jahresringen erkennen können!

 

Am nächsten Morgen stellte ich mir, nach langer Zeit das erste Mal wieder, den Wecker, da ich den Sonnenaufgang über dem Meer vom Strand aus fotografieren wollte. Und schon allein dieser faszinierte mich absolut - als ich dann jedoch plötzlich die Delfine entdeckte - alleine am Meer, kein Mensch um mich herum - wie kann ich diesen Moment in Worte fassen? Ich kann es nicht.

 

Nach dem Frühstück gingen wir nochmal zu dem Punkt und diesmal boten uns die nur etwa 1,50 Meter großen Hectordelfine auch noch eine Show, indem sie mit den Wellen mit schwammen und ihre Sprünge machten.

An der Ostküste Entlang - wieder nach Norden

Nach einem kurzen Stopp am Nugget Point Lighthouse ging es nach Dunedin. Mit Ankunft in der Stadt kippte das Wetter, so dass wir uns einen Tag Zeit für die Planung unserer Zeit nach Neuseeland nahmen - und wir entschieden uns, einen Camper für 3 Wochen in Australien zu buchen! Jetzt müssen wir nur noch mit AirAsia klären, dass wir unseren Flug am 2. April nach Malaysia nicht vollständig antreten möchten, sondern bei der Zwischenlandung an der Gold Coast aussteigen möchten. Mal schauen, ob es klappt! Das werden wir erst wissen, wenn wir wieder in Auckland ankommen.

 

Dunedin selbst begeisterte uns auch am nächsten Tag nicht sonderlich. Irgendwie sehen hier viele Städte gleich aus. Aber vielleicht lag es auch an dem immer noch grauen Himmel, so dass selbst die Street Art nicht ganz so bunt wirkte.

Auch die kommenden Tage nahm sich die Sonne leider eine Auszeit, so dass wir nur kurze Stopps am Shag's Point, an dem wir, wie der Name schon sagt, shags (Kormorane) und (mal wieder) Seelöwen sahen, sowie bei den Boulders (=Felsbrocken) einlegten, die wie sich herausstellte, scheinbar in jedem asiatischen Reiseführer erwähnt sein müssen.

 

Von Oamaru hatte ich zuvor noch nie gehört, doch diese Stadt begeisterte mich trotz Regen vom ersten Moment an. Was diese Stadt neben ihrer wirklich schönen Altstadt (genau genommen besteht diese eigentlich nur aus ein bis zwei Straßen) zu einem meiner Highlights Neuseelands machen sollte, konnten wir ab Beginn der Dunkelheit hören: die Kolonie von blauen Zwergpinguinen, die jeden Abend ans Land zurück kehrt. Selbst auf unserem Campingplatz hausten Pinguine direkt unter der Veranda der Küche. Auf Grund des anhaltenden Regens und der Dunkelheit entschied ich schweren Herzens meine Kamera im Auto zu lassen, als wir gegen 21 Uhr ans Ufer liefen. Etwa zwei Stunden später, kehrten wir zwar total durchnässt aber mit neuen tollen Erfahrungen (so beobachteten wir unter anderem 4 kleine Pinguine, die nach einigen erfolglosen Versuchen irgendwann gemeinsam schafften die Bahngleise zu überqueren), zurück zum Campingplatz.

 

Am nächsten Morgen verlängerten wir um eine weitere Nacht auf dem Platz, um dem Wetter eine zweite Chance zu geben. Doch auch wenn es abends erneut (oder immer noch?) regnete, gingen wir - gemeinsam mit Flo und Kristin, die wir bereits vor mehreren Wochen in Wellington kennen gelernt hatten und uns seit dem regelmäßig wieder getroffen hatten - erneut los, um die Pinguine ein weiteres Mal fasziniert zu beobachten.

Mount Cook, Lake Tekapo und Christchurch

Am nächsten Morgen wurde das Wetter wieder besser und so hatten wir sowohl bei den Gesteinsformationen "Elephant Rocks", deren Form an Elefanten erinnern soll, wie auch beim Mount Cook bei Twizel strahlend blauen Himmel.

 

Pünktlich zum St. Patricks Day am 17. März erreichten wir Christchurch. Nachdem wir mit Kristin und Flo die Tage zuvor, sowohl beim Lauf zum Gletschersee am Mount Cook wie auch beim gemeinsamen Kniffel spielen abends auf den Campingplätzen, sehr viel Spaß gehabt hatten, freuten wir uns darauf auch "Paddys Day" gemeinsam zu verbringen.

 

Gerade im Gegensatz zur ausgelassenen lockeren Stimmung an diesem Abend im Irish Pub, wirkte die Stadt am nächsten Tag ausgestorben und immer noch in einer Art Schockzustand nach dem schweren Erdbeben am 22. Februar 2011, das 185 Menschen das Leben kostete. Wir kennen die Stadt nicht, wie sie zuvor aussah und können uns nur vorstellen, wie groß das Ausmaß der Zerstörung tatsächlich ist. Die Stadt wirkt mitten im Zentrum an manchen Stellen wie eine einzige Baustelle während sie eine Querstraße weiter fast den Charakter einer Geisterstadt, bestehend aus lauter durch Träger gestützten Ruinen, hat. Ein eigentliches Stadtzentrum existiert einfach nicht mehr. Geschäfte, Banken sowie kleine Essensstände befinden sich bis auf weiteres in bunten Schiffscontainern mit dem Namen "REStart" (Neuanfang). Eine Ersatzkirche wurde aus Papprollen und Stahlträgern erbaut. Auf dem Platz dahinter wird die Trauer, die Christchurch vor etwa 6 Jahren traf und mit deren Verarbeitung die Stadt gerade erst angefangen zu haben scheint, nahezu greifbar - hier stehen 185 leere weiße Stühle unterschiedlichster Art und Größe - von der Babyliege, über den Schaukelstuhl - bis hin zum Rollstuhl - für jedes der 185 Todesopfer, die diese Naturkatastrophe forderte, einen.

Nach einem entspannten Tag in den Hamner Springs Pools, wo wir dank eines Gutscheins auch eine halbe Stunde "Private Hot Pool" genießen konnten, verabschiedeten wir uns sowohl von der Südinsel wie auch von Kristin und Flo um mit der Fähre zurück auf die Nordinsel zu fahren. Es ist schön euch kennen gelernt zu haben! 

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