4. Stopp: peru

Teil 3: Cusco - Aguas Calientes - Machu Picchu - Heiliges Tal

Cusco, Stadtteil San Blas
Cusco, Stadtteil San Blas

29.10.2016

Cusco - eine Stadt die einem den Atem raubt

...und das nicht nur weil sie für uns die bislang schönste Stadt Perus ist, in der wir uns sehr wohl fühlen, sondern auch im wahrsten Sinn des Wortes. Denn Cusco liegt fast 3500 m über dem Meeresspiegel in den Anden und das merkt man, sobald man die engen Gassen und Treppen nach oben läuft und die Luft gefühlt immer knapper wird und einem das Atmen zunehmend schwerer fällt.

Heute sind wir zum dritten Mal in Cusco angekommen, denn Cusco ist Dreh- und Angelpunkt für alle möglichen Unternehmungen und Sehenswürdigkeiten im Südosten Perus. Wenn man Machu Picchu sehen will - und das will eigentlich so gut wie jeder Tourist, der nach Peru reist - führt fast kein Weg an Cusco vorbei. Und trotzdem hat Cusco seinen Charme behalten und erinnert uns etwas an ein italienisches Bergdorf.

Dass wir unsere erste Nacht hier verbracht haben ist mittlerweile schon 10 Tage her! Und seitdem haben wir einiges erlebt! Begonnen hat alles mit einem etwas regnerischem Tag, an dem wir uns trotzdem für die "Free Day tour by foot" mit Elvis entschieden haben. Das Konzept der Free Day Touren existiert in vielen Ländern und funktioniert meist gleich: ein Student oder ein anderer Einheimischer bietet eine kostenlose Stadtführung an, um sein Englisch zu verbessern oder einfach anderen Menschen seine Heimatstadt vorzustellen. Am Ende entscheidet man dann selbst, ob und wieviel Trinkgeld man geben möchte. Bereits in Arequipa hatten wir eine tolle und sehr lustige Führung und auch Elvis machte einen sehr guten Job. Er führte uns über den Markt und stellte uns verschiedene Peruanische Produkte sowie Rituale vor. So ist in Peru der Glaube an Glücksbringer und Wundermittel noch sehr verbreitet. Elvis zeigte uns unter anderem getrocknete Lamaföten, die Glück (unter anderem in Form von Regen) bringen sollen, wenn man sie der Erde opfert sowie spezielle Tassen, die unfruchtbaren Frauen offenbar helfen, Kinder zu bekommen, indem sie aus diesen Tassen trinken. Unsere Tour endete nach zahlreichen weiteren interessanten Fakten und Geschichten mit der Verkostung einiger leckerer exotischer Früchte, die wir noch nie zuvor gesehen - geschweige denn gegessen - haben.

Bei der Tour lernten wir außerdem die Italienerin Elena kennen, mit der wir uns auf Anhieb gut verstanden haben und spontan den restlichen Tag gemeinsam verbrachten. Sie erzählte uns, dass sie im Amazonasgebiet - etwa 10 Bus-Stunden östlich von Cusco - für einen Monat auf einer Ecofarm als Volunteer arbeiten würde. Und während wir am nächsten Tag Richtung Machu Picchu aufbrachen, nahm sie den Bus in den Regenwald.  

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Machu Picchu - der ursprüngliche Grund für unsere Peru-Reise

Machu Picchu
Machu Picchu

Nach einer kurzen Nacht in Aguas Calientes - der Stadt, die direkt unterhalb von Machu Picchu liegt und auch Machu Picchu Pueblo genannt wird - klingelt um 4.00 Uhr morgens unser Wecker. Absolut nicht unsere Zeit, aber wir haben gelesen, dass man für den ersten Bus um 5.30 Uhr von Aguas Calientes hinauf zu Machu Picchu schon ab spätestens 4.30 Uhr anstehen sollte. Und nur, wenn man mit einem der ersten Busse hinauffahren würde, habe man die Chance Machu Picchu noch ohne die Touristenmassen, die von Cusco mit dem Zug für Tagesausflüge in die Ruinenstadt strömen, sehen und die alte Inkastätte noch genießen zu können.

Wie sich schnell herausstellt, sind wir nicht die einzigen, die dies gelesen haben und so warten wir gemeinsam mit einigen anderen an der Straße, von der aus in etwa einer Stunde der erste Bus fahren würde. Einige Peruaner haben sich diese morgendliche Zeremonie zu nutzen gemacht und verkaufen an Ständen Getränke und alles mögliche zum Frühstücken. Auch wer sein Moskitospray im Hotelzimmer vergessen hat, kann hier noch schnell für Nachschub sorgen (was auch sehr zu empfehlen ist, da neben Lamas auch tausende Moskitos zu den heutigen Bewohnern der Ruinenstadt zählen).

Als um 5.30 Uhr die ersten Busse um die Ecke biegen, geht trotz langer Warteschlange, alles doch recht schnell. Scheinbar hat sich hier seit den Berichten, die wir gelesen haben doch einiges verändert. So fährt nun nicht mehr jede Viertelstunde ein Bus, sondern um 5.30 Uhr kommen unmittelbar hintereinander etliche Busse, die sich der Reihe nach die Serpentinen den Berg hinauf Richtung Machu Picchu schlängeln.

Und dann kommt der Moment, auf den ich mich seit Beginn unserer Planungen für die Weltreise gefreut habe, plötzlich ganz unerwartet. Als unser Bus um eine weitere der zahlreichen Kurven biegt, liegt Machu Picchu plötzlich vor uns. Noch kein Tourist ist im Inneren und auch wenn man schon viele Bilder zuvor im Internet oder Fernsehen gesehen hat, ist dieser erste Blick auf die Ruinenstadt irgendwie magisch und lässt einen nicht kalt. Im Bus wird es ganz still.

Oben angekommen, muss man bei der Einlasskontrolle seinen Reisepass vorzeigen, da die Tickets personalisiert sind. Pro Tag werden "nur" 2500 Tickets verkauft, was aus unserer Sicht auch sinnvoll ist, da Machu Picchu sonst wahrscheinlich komplett überrannt werden würde. Nicht kontrolliert wird hingegen (wie es auch in vielen Berichten zuvor hieß), ob man etwas zu Essen im Rucksack hat - denn dies ist eigentlich verboten. So ist unser Mittagessen unbemerkt in die Ruinenstadt gelangt ;).

Und dann sind wir tatsächlich drinnen. Zuallererst biegen wir nach links ab - Richtung Wächterhaus - da wir so lange noch wenige Touristen da sind, den Blick von oben auf die eigentliche Stadt werfen möchten. Und als wir nach einigen mühsamen Stufen endlich oben ankommen, werden wir mit einem grandiosen Blick auf die Stadt, die noch von Wolken umgeben ist - sowie auf eines der Lamas - belohnt. Wir sind so gut wie alleine. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt!

Die Inkastadt ist absolut faszinierend. So ist es unbegreiflich, wie diese Stadt im 15. Jahrhundert auf einer Höhe von etwa 2500 m errichtet werden konnte und heute noch so perfekt erhalten ist. Mit den grasenden Lamas entsteht eine ganz besondere Kulisse, die wir genießen. So legen wir uns gegen Mittag - als die Zahl der Besucher ihren Höhepunkt erreicht - in den Schatten, Essen verbotenerweise unser mitgebrachtes Vesper und während Armin entspannt, lese ich. Gegen 15 Uhr werden es nach und nach immer weniger Menschen und wir genießen noch eine letzte Runde durch die Stadt, bevor auch wir mit dem Bus zurück nach Aguas Calientes fahren.

 

Ach ja, ein Punkt noch zu Agua Calientes, das bei allen Reisenden, die wir bislang getroffen haben, einen eher schlechten Eindruck hinterlassen hat, da es für die meisten eben nur mittel zum Zweck (nämlich früh morgens den Bus nach Machu Picchu nehmen zu können) darstellt und sie deshalb nur eine Nacht hier verbringen: Wir hatten hier zwei wirklich nette Abende mit sehr gutem Essen und vor allem der kleine Gustavo war einfach goldig. Der etwa 2 Jahre alte Sohn einer Shop-Besitzerin, bei der wir unsere Getränke einkauften, spielte mit uns auf der Straße neben den Bahngleisen ohne Berührungsängste. Auch sonst leben die Kinder dort ihr eigenes Leben neben dem Tourismus und nicht für den Tourismus, was uns sehr gut gefallen hat.

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Auf dem Rückweg nach Cusco - Das heilige Tal

Sonntag in Chinchero
Sonntag in Chinchero

Bereits in Cusco hatten wir vereinbart, dass wir nicht wieder den selben Weg von Aguas Calientes zurück nach Cusco nehmen wollten und haben ein tolles Angebot erhalten - für umgerechnet etwa 40 Euro würde uns Augusto - ein privater Fahrer am Bahnhof in Ollantaytambo (zwischen Aguas Calientes und Cusco) um 10 Uhr morgens abholen und dann bis etwa 18 Uhr an die Sehenswürdigkeiten im heiligen Tal bringen, die wir sehen wollten. So besuchten wir zuallererst die Inkatreppen in Ollantaytambo selbst, anschließend die kreisförmige Inka-Anlage Moray, die offenbar für Pflanzenexperimente errichtet wurde, die Salzterrassen Maras und zuletzt die kleine Stadt Chinchero, die mein persönliches Highlight dieses Tages wurde. Warum? Weil wir hier fast die einzigen Touristen waren und die Dorfbewohner, wie Sonntags - laut Augusto - offenbar üblich, auf dem Platz vor der Kirche zusammenkamen und streng nach Geschlechtern getrennt Alkohol konsumierten. Dieses offenbar total normale peruanische Leben beobachten zu können, fanden wir in dem Moment spannender als die Inkaterrassen hinter der Kirche.

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