16. Juni 2017

13. Stopp: Der Norden Thailands

Warum waren wir nicht schon früher hier?!

Chiang Mai - in der Hauptstadt des Nordens

Auch wenn unser Flug von Siem Reap (Kambodscha) über Bangkok nach Chiang Mai etwas länger als geplant war, da der erste Flug so viel Verspätung hatte, dass wir den Anschlussflug in Bangkok verpasst haben und umgebucht werden mussten, hat es uns doch deutlich weniger Zeit gekostet, als wenn wir mit dem Bus von Kambodscha in den Norden von Thailand gefahren wären. Und so kamen wir am 22. Mai relativ erholt in unserem Guesthouse mitten in Chiang Mai - der Stadt, die auf Grund ihrer Schönheit auch "Rose des Nordens" genannt wird - an. Sofort wurden wir freundlich von Paul und Aah, den Besitzern des Guesthouses, und deren Kindern Freya und Ta begrüßt.

Wer Tempel besichtigen will, freundlichen Menschen begegnen möchte und zu dieser Jahreszeit auch ab und zu mal etwas Regen - bei allerdings etwa 40 Grad - abhaben kann, ist in Chiang Mai absolut richtig aufgehoben. Da wir uns in unserem Guesthouse so wohl gefühlt haben, haben wir immer häufiger einen Aufenthalt dort, dem Besuch eines weiteren Tempels vorgezogen. Ein Höhepunkt für uns waren auf jeden Fall die gemeinsamen Essen mit der gesamten Familie!

Pai - entspannte Atmosphäre im Grünen

Von Chiang Mai ging es mit dem Minibus innerhalb von 3 Stunden nach Pai, einer Kleinstadt, im Vergleich zu Chiang Mai. Auch hier gefiel es uns von Beginn an sehr gut. Wir hatten uns zur Abwechslung wieder ein "teureres" Hotel mit Pool gegönnt, das nur wenige Monate zuvor eröffnet hatte und aus geplanten zwei Nächten wurden schnell vier! Die Atmosphäre in Pai (zumindest jetzt zur Nebensaison) war toll! Kein Stress, nette Menschen und tolles Essen! Vor allem die Abende in der "Spirit Bar" werden wir in Erinnerung behalten. Am ersten Abend gab es eine "open stage", auf der jeder Auftreten konnte, der wollte. Ob mit Gitarre oder ohne, ob auf englisch, schwedisch oder spanisch, ob alt oder jung. Manche der Musiker erzählten, dass sie in ihren jeweiligen Herkunftsländern in einer Band spielen, manche Sangen zum ersten Mal vor Publikum. Doch was alle Musiker gemeinsam hatten, war Talent!

Bei unserem zweiten Besuch spielten zwar "nur" bei der Bar angestellte Musiker, doch die Stimmung war auch dieses Mal toll. So saßen wir am Ende gemeinsam mit 2 israelischen Jungs, die in der ersten Liga Israels Handball spielen jedoch auf Grund ihres Passes viele Länder der Welt nicht bereisen können, einer Schwedin, die seit mehreren Monaten alleine durch Asien reist, sowie einem schottischen Paar, das seit fünf Jahren in China lebt, auf kleinen Holzschemeln im Kreis und unterhielten uns über Politik,  bestehende Vorurteile und was das Reisen uns allen bedeutet. Zu siebt verbrachten wir wunderbare Stunden miteinander, in denen weder Religion, Nationalität oder Herkunft, die Sprache, der Beruf oder die soziale Stellung eine Rolle spielen - wir sind verbunden - durch unsere Leidenschaft fürs Reisen und unsere Weltoffenheit.

Warum kann das, was hier im Kleinen problemlos passiert ist, nicht auch im Großen funktionieren?!

Zurück in Chiang Mai - Mission "China-Visum"

Was uns von Beginn an bei unserer Reise wichtig war, war, dass wir flexibel sind und bleiben. Dass wir wenn möglich von einem Tag auf den anderen entscheiden können, ob wir bleiben möchten oder gehen. Dass wir spontan sein können und unsere Pläne auch mal über den Haufen werfen können.

 

Ein Faktor, der diese Freiheit leider etwas einschränkt, ist der Punkt "Visa" beziehungsweise "Ein- und Ausreisebestimmungen". Wir haben mittlerweile gelernt, wie man diese so gut wie möglich umgehen kann. So gibt es für die bei der Einreise in ein Land oft geforderten "Weiterflugtickets" (da das Land scheinbar Angst hat, dass man sonst ihr Land nicht mehr verlässt), gute Lösungen, wie die Internetdienstleister "flyonward" oder "bestonward", bei denen man sich ein Ausreiseflugticket buchen kann, das 48 Stunden später wieder storniert wird.

 

Doch nicht in jedem Land ist dies ausreichend. Von Beginn an war uns bewusst, dass die Länder mit den schwierigsten Visa-Bestimmungen am Ende unserer Reise auf uns zu kommen werden: China und Russland. Für unseren Plan, mit der Transsibirischen beziehungsweise korrekterweise Transmongolischen Eisenbahn im Juli/August den Heimweg anzutreten, werden wir beide Visa benötigen. Das Russland-Visa können wir frühestens in Peking beantragen - und bis dahin bleibt es ungewiss, ob es uns wirklich bis Moskau oder Sankt Petersburg möglich sein wird, durchzufahren oder ob unser letzter Stopp auf der Reise die Mongolei sein wird. Das China-Visum dachten wir, könnten wir erst bei unserem letzten Stopp vor der Einreise nach China beantragen.

 

Doch in Pai haben wir die Bekanntschaft mit einem Belgier gemacht, der nur einen Tag vor unserem Gespräch sein Visum für China in der chinesischen Botschaft in Chiang Mai erhalten hat. Er erklärte uns den vollständigen Ablauf und konnte all unsere, bislang ungeklärten, Fragen beantworten. Also Planänderung.

Fast zwei Tage brauchten wir, um alles für unsere Visa-Beantragung vorzubereiten: Nachweis über den Flug nach China und wieder raus aus China, Reservierungsbestätigungen von Hotels in China für unseren kompletten Aufenthalt, einen vollständigen Reiseplan, wann wir wo und in welchem Hotel in China sein werden, Kopien unseres Reisepasses sowie Nachweis, dass wir uns legal in Thailand aufhalten sowie ein vierseitig vollständig ausgefülltes Antragsformular, indem nicht nur unser Beruf und Arbeitgeber angegeben werden muss, sondern auch der unserer Familienangehörigen. Und damit ging es zurück nach Chiang Mai.

 

Am Mittwoch, den 31. Mai hieß es dann möglichst vor Öffnung der Botschaft um 9 Uhr dort zu sein, um sich anzustellen. Denn auch wenn die chinesische Botschaft hier ruhiger sei, als die in Bangkok, kann es passieren, dass man bei nur 2,5 Stunden "officehours" nicht mehr dran kommt, wenn man zu weit hinten in der Schlange ist und somit am nächsten Tag wieder kommen muss. Wir erreichten die Botschaft um 8.50 Uhr und reihten uns etwa an 10. Stelle mit all unseren mitgebrachten und ausgefüllten Unterlagen ein. Nun hieß es warten. Von den ersten fünf Antragsstellern wurden bereits drei abgelehnt. Der Erste, da das Passfoto einen hellblauen und keinen weißen Hintergrund hatte. Schneller Blick auf unsere Fotos: weißer Hintergrund! Glück gehabt! Der Zweite hat einen gravierenderen Fehler begangen: er hat seinen Flug aus China nicht wie im Reiseplan angegeben Mitte Juni, sondern Mitte Juli gebucht. Er darf wieder kommen, wenn er einen Rausflug nachweisen kann, der zu seinem vorgelegten Reiseplan passt. Und die dritte Ablehnung erhielt ein Pärchen, das offenbar erst gar keinen genauen Reiseplan vorgelegt hatte.

Als wir an der Reihe waren, wurden unsere Unterlagen auf Vollständigkeit überprüft und als wir diesen Test bestanden hatten, wurde uns mitgeteilt, dass wir unsere Visa am 7.Juni - exakt eine Woche später - abholen kommen könnten. Auch nach mehrmaliger Nachfrage, blieb dies der frühestmögliche Termin.

Chiang Rai - Warten auf das China-Visum

Für unsere Wartezeit, entschieden wir uns nach Chiang Rai umzuziehen - obwohl wir über diese Stadt nicht wirklich viel Positives gehört hatten. Sie würde nicht die selbe Atmosphäre, wie in Pai bieten und hätte nichts Sehenswertes zu bieten außer dem "weißen Tempel" - und selbst diesen müsse man sich nichts zwingend von Innen anschauen. Die meisten Touristen würden, wenn überhaupt, nur eine Stunden bleiben, um von Chiang Rai aus über die Grenze nach Laos oder Myanmar zu kommen oder das "Goldene Dreieck" (=Dreiländereck) zu besuchen.

Wir dachten, egal was die Anderen sagen - auf für 4 Nächte nach Chiang Rai! Für den Fall, dass sich alles Gehörte bewahrheiten sollte, buchten wir ein Hotel mit schönem Außenbereich und Pool. Dann würden wir im "schlimmsten" Fall eben ein paar Tage nur am Pool liegen.

Doch so sollte es nicht kommen. Zwar empfanden auch wir die Stadt als kein "Must-See" auf der Reise, doch wir fanden andere Dinge, die wir schon seit einer Weile gerne machen wollten.

 

Und so brachte Suwannee uns und 5 weiteren am ersten Tag im Rahmen eines Kochkurses vier typische Gerichte der thailändischen Küche bei. Bevor es ans eigentliche Kochen ging, kauften wir die Zutaten gemeinsam auf dem lokalen Markt, auf dem wir die einzigen Touristen waren. Schon dort "durften" wir uns durch thailändische Spezialitäten probieren, so dass wir irgendwann Angst hatten, auf Grund eines zu vollen Magens die später selbst zubereiteten Gerichte nicht mehr essen zu können. Mit Kim und Richard aus Australien, die nicht nur mit uns gemeinsam den Kochkurs besuchten, sondern auch im selben Hotel schliefen, ließen wir nach all dem Essen den Tag gemütlich - erst am Pool und später auf dem Nachtmarkt - ausklingen.

Am nächsten Tag fanden wir zufällig einen Flyer des "Elephant Valley Thailand" - einer Sanctuary für Elefanten.

Eigentlich hatten wir dieses Thema für uns schon abgehackt. Nordthailand ist berühmt für seine Elefanten und - wie wir vor Ort feststellen haben müssen - berüchtigt für seinen Elefantentourismus. Viele Einrichtungen nennen sich "Sanctuary", was eigentlich normalerweise so viel bedeutet, wie "Auffangstation" für Tiere, in der sie Schutz finden. Hier wird der Begriff für alles verwendet - für Shows, in denen Elefanten Touristen Kunststücke vorführen müssen, für Touristenbespaßung in Form von Reitausflügen oder gemeinsamem Baden im Fluss. Bereits vor 3 Jahren hatten wir in Thailand gesehen, wie diese Elefanten gehalten und behandelt werden (wenn die Kette, an der die Elefanten festgehalten werden 2 Meter lang ist, ist das schon viel). Viele Elefanten weisen Verhaltensstörungen, ähnlich dem Hospitalismus beim Menschen auf - sie wiegen sich selbst von einer Seite auf die andere oder vor und zurück. Zudem erfuhren wir, dass auch das vermeintlich tolle Angebot: "Nur mit den Tieren Baden, nicht auf ihnen Reiten" - nicht gut für die Elefanten ist. Sie lernen nie, sich selbst zu waschen, sie werden gezwungen ins Wasser zu gehen, auch wenn sie nicht wollen (notfalls mit spitzen Haken) und hinzu kommt noch die Lautstärke und das Angefasst Werden durch unzählige Touristen. Auf keinen Fall wollten wir dies unterstützen und hatten deshalb eigentlich schon beschlossen, auf den Besuch von Elefanten - den Elefanten zu Liebe - zu verzichten.

Doch als ich begann im Internet zu recherchieren, entdeckte ich überraschenderweise, dass dem "Elephant Valley Thailand" wohl tatsächlich das Wohl der Elefanten wichtig war und so vereinbarten wir für den nächsten Tag einen Besuch.

Vor Ort lernten wir viele interessante Fakten über Elefanten und besonders über die Elefantenhaltung beziehungsweise Elefantenindustrie in Thailand. Hier hat jeder Elefant einen Besitzer, der seinen Elefanten dann meist für ein Jahr vermietet. Ein Elefant kostet 60000 US-Dollar - das sind etwa 54000 Euro. An dem Preis kann man leicht erkennen, dass der Elefant teuer vermietet werden muss, um dem Besitzer Geld einzubringen. Wenn nun ein Elefant schwanger wird, ist das für den Besitzer doppeltes Glück, denn das Elefantenbaby geht automatisch in sein Eigentum über, ohne dass er etwas dafür bezahlen muss. Ab sofort kann der Besitzer mehr als das Doppelte an Mieteinnahmen erhalten - denn ein Baby kann besonders teuer vermietet werden. So gut wie alle Elefanten werden in Thailand somit in Gefangenschaft geboren und oft schnell von ihrer Mutter getrennt. Sie lernen nie, sich selbst zu waschen oder selbst zu versorgen. Sie haben oft keinen Kontakt zu anderen Elefanten sondern lediglich zu Menschen, die sie füttern und waschen - dazu kommt oft auch, dass sie auf geringstem Raum angekettet oder misshandelt werden, wenn sie sich nicht fügen.

 

Das "Elephant Valley Thailand" hat erst vor etwa einem halben Jahr geöffnet. Derzeit leben hier sechs Elefanten, die nach und nach lernen sollen, sich selbst zu versorgen. So musste manchen zu Beginn beispielsweise erst wieder beigebracht werden, wie sie sich das Gras der Wiese selbst abrupfen können, da sie es so gewohnt waren, dass es geschnitten vor ihnen liegt. Hier können sie nun - wie es in freier Wildbahn üblich ist - etwa 18 Stunden des Tages mit Essen verbringen. Bis auf einen Elefanten - das Männchen, das erst vor kurzem hinzukam - trägt kein Elefant Ketten. Dieses muss sich scheinbar erst noch an die neue Situation gewöhnen. Zudem ist kein Zaun um die Elefanten, sondern der Zaun ist um uns. Uns wird jedoch auch bewusst, dass auch diese Tiere nicht wirklich frei sind - auch diese Sanctuary braucht die Einnahmen durch die Touristen um diese Art der Elefantenhaltung zu finanzieren. Jedoch glauben wir, dass es in Thailand (leider) die bestmögliche Art ist. In freier Wildbahn würde hier kein Elefant überleben beziehungsweise würde er sofort von einem "neuen" Besitzer eingefangen.

Nach der Elephant Sanctuary ging es dann noch zur "Haupttouristenattraktion" Chiang Rais - zum "White temple". Dieser wurde durch einen asiatischen Künstler erbaut, und unterscheidet sich nicht nur durch die Farbe, von allen bisher gesehenen Tempeln. Überall findet man Skurriles und Kitschiges, dessen Aussage sich uns nicht ganz erschließt aber ganz unterhaltsam ist.   

Auf ein drittes Mal - Zurück nach Chiang Mai

Nach vier Nächten in Chiang Rai ging es also wieder nach Chiang Mai - zurück zu Paul, Aah, Ta und Freya und zurück zur Chinesischen Botschaft, wo uns hoffentlich unser Pass mit chinesischem Visa erwarten würde. Und tatsächlich - es hat geklappt! Dem ersten Abschnitt mit der transsibirischen Eisenbahn steht somit nichts mehr im Weg!

Wir haben es - das China-Visum!!!
Wir haben es - das China-Visum!!!

Koh Tao - Zurück ans Meer

Somit konnten wir entspannt zur Insel Koh Tao aufbrechen., auf der wir zuletzt 2014 einen Großteil unseres Sommerurlaubes verbracht hatten und uns perfektes Wetter erwartete. Es war angenehm kühl im Vergleich zum Norden und wir hatten keinen einzigen Regentag auf der Insel. Armin verbrachte die meiste Zeit unter Wasser beim Tauchen, während ich am Strand oder Pool war und mit einem guten Buch in der Hand, Eiskaffees und die Sonne genoss. Auf Inselbesichtigungen haben wir dieses Mal verzichtet, auch wenn wir wissen, welch schönen Strände die Insel noch zu bieten hat. Birgit und Hans wünschen wir noch schöne Rest-Honeymoon-Tage! Es war schön, euch kennen gelernt zu haben!

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