9. Stopp: Neuseeland - Die Nordinsel Teil 2

Zurück in Wellington

Als wir in Wellington von der Fähre fuhren, begann es zu regnen. Unser Plan bestand jedoch sowieso darin, das kostenlose Museum of Newzealand "Te Papa Tongarewa" (was so viel bedeutet, wie "Der Ort der Schätze dieses Landes") sowie die Weta cave-Filmstudios zu besuchen, so dass uns der immer wieder einsetzende Regen, nicht weiter störte.

 

Das Museum war wirklich sehenswert. So gab es unter anderem eine Abteilung zum Thema "Erdbeben" und "Vulkanische Aktivität", in der ein Simulator in Form eines kleinen betretbaren Hauses, die Möglichkeit gibt, ein Erdbeben nachzuempfinden. Außerdem war die Abteilung zum Thema "Tierwelt in Neuseeland" super spannend. Neben vielen Informationen, die man sich im Wechsel anhören, ansehen oder lesen konnte, gab es zahlreiche Exponate. Eines der Highlights war der Riesenkalmar, der als Beifang 2007 einem Fischerboot an den Haken ging.

 

Der Besuch der Weta-Filmstudios ist bestimmt auch für "Nicht-Herr-der-Ringe-Kenner" spannend. Im kostenlos zugänglichen Teil sieht man neben einer halbstündigen Dokumentation auch einige Filmrequisiten verschiedenster hier produzierter Filme - und das sind deutlich mehr, als wir zuvor dachten (Iron Man, Tim und Struppi, Avatar, Dracula, Hercules, Die Herrschaft des Feuers, die Fernsehserie Xena, King Kong, District 9, Narnia, und natürlich Herr der Ringe sowie der Hobbit sowie viele viele mehr). Die Mitarbeiter waren (wie die meisten Neuseeländer) super freundlich, so dass wir plötzlich auch noch Schwert und Axt aus Herr der Ringe in den Händen hielten.

 

Auf der Internetseite der Studios (wetaworkshop.com) findet man unter "Projekte" alle Filme - teilweise sogar mit Hintergrundinfos zur Entstehung - und unter "History" die spannende Entstehungsgeschichte - von den ersten Basteleien im Hinterzimmer der Wohnung eines neuseeländischen Paares bis hin zu einem Unternehmen mit 4000 Mitarbeitern.

Tongariro Alpine Crossing

19,4 km Länge, Aufstieg über "Devil's staircase" (Treppenhaus des Teufels) erst auf eine Höhe von 1600m und dann über den Südkrater auf den 1886m hohen Rand des noch immer qualmenden Red Crater, meist raue Wetterbedingungen mit Windstärken, die es teilweise komplett unmöglich machen, am Kraterrand entlang zu laufen und das aller vor einer Kulisse, in der nichts zu leben scheint und deshalb die ideale Filmkulisse für "Mordor"  sowie den "Schicksalsberg" (Mount Ngaurohoe) für Peter Jackson darstellte.

Seit der Ankunft in Neuseeland, war es unser Wunsch, genau diesen Trek - eine der hier populärsten eintägigen Wanderungen - das sogenannte "Tongariro Alpine Crossing" - zu laufen.

 

Während vor etwa einem Monat, als wir zum ersten Mal am Nationalpark waren, das Wetter nicht mitspielte und die angekündigten Winde zu stark gewesen wären, hofften wir, dass es nun beim zweiten Anlauf klappen würde. Und auch wenn etwas Regen angekündigt war, starteten wir um 7 Uhr morgens mit dem Shuttlebus vom Campingplatz zum Startpunkt des Tongariro Crossing.

 

Während der Anfang noch eher einem Spaziergang glich, hatten ab dem ersten Anstieg, der über Holztreppen Stück für Stück nach oben führte, die ersten Wanderer, denen wir begegneten, zu kämpfen. Und das sollte noch nichts sein, zu dem was noch kommen würde: "Devil's staircase". Hier gab es keinen schön präparierten Weg mehr mit Stufen, sondern man kämpfte sich bei starkem Wind und gleichzeitig einsetzendem Regen den rutschigen Vulkankrater nach oben. Der Abstieg auf der anderen Seite wurde - zumindest für mich - der härteste Teil der ganzen Strecke. Über einen Untergrund, lediglich bestehend aus loser Lavaasche, schlitterte man mehr nach unten, als dass man lief. Des Öfteren sah man andere Wanderer, die stürzten, was ich mit meinem Knie auf keinen Fall riskieren wollte und deshalb im Schneckentempo bis zu dem Emerald Lakes lief - beziehungsweise rutschte. 

Bilder von den Seen sind in Neuseeland in oder auf fast jedem Reiseprospekt, und trotzdem ist das Gefühl sie mit eigenen Augen zu sehen toll - vielleicht kommt dieses Gefühl aber auch daher, dass man den schwierigsten Teil der Strecke geschafft hat. Von nun an geht es fast nur noch bergab und der Wind lässt immer mehr nach. Jedoch ist dieser Teil auch nicht mehr so spektakulär.

Es dampft, qualmt und riecht - Rotorua

Auch Rotorua konnten wir bei unserem ersten Aufenthalt einige Wochen zuvor auf Grund des Regens nicht besichtigen und hofften, dass es dieses Mal anders sein würde. Leider sah es zu Beginn schlecht aus und es goss in strömen. Am zweiten Tag klarte es zwar auf, heller wirkte es trotzdem oft nicht. Warum? Weil es in dieser Stadt gefühlt an jeder Ecke dampft und qualmt. Dazu kommt immer wieder der Geruch nach faulen Eiern. 

Die Surferstadt Raglan

In Raglan - dem Surfer- und Hippiestädtchen Neuseelands - zeigte sich dann wieder die Sonne. Wir hatten erwartet, hier vielleicht abends ausgehen zu können (was wir auf Grund der hohen Preise bislang kaum gemacht hatten), doch die Stadt wirkte fast ausgestorben und die Bars und Restaurants hatten entweder geschlossen oder waren leer. Neuseeland scheint sich zum beginnenden Herbst langsam zu leeren. Auch auf den Campingplätzen sind immer mehr Plätze neben uns unbesetzt und die Wenigen, die noch hier sind, kann man fast alle dabei beobachten, wie sie ihren Camper ausräumen und putzen sowie Dinge, die sie zum Verkauf im Internet anbieten wollen, abfotografieren. Gespräche drehen sich meist um Autoverkäufe und Rückflüge - um uns herum herrscht Aufbruchstimmung.

Unsere letzten Tage in Neuseeland: Muriwai Beach

31. März 2017

Auch unser Camper ist nun ausgesaugt, unsere Rucksäcke sind (fast) gepackt und unser Australien-Visa (von dem wir vor etwa 2 Stunden zufällig erfahren haben) haben wir beantragt und erhalten. Nun steht unsere letzte Nacht im Camper bevor - unserem zu Hause der letzten 2 Monate. Morgen heißt es dann zurück nach Auckland, wo wir die letzte Nacht in Neuseeland vor unserem Abflug nach Brisbane verbringen werden und von wo aus wir am 29. Januar in unser Neuseelandabenteuer gestartet sind.

Wobei das Wort Abenteuer es (zumindest für uns) vielleicht nicht ganz trifft, wie wir in unserem Gespräch gestern Abend festgestellt haben. Die Landschaften Neuseelands sind ohne Zweifel atemberaubend, die Menschen sind unglaublich freundlich und vor allem die Tierwelt hat uns bezaubert. So sind unsere Highlights auf jeden Fall der Wharariki-Strand westlich vom Abel-Tasman-Nationalpark, an dem wir den "Kindergarten" einer Seerobbenkolonie aus nächster Nähe über eine Stunde beobachtet haben, die Curio-Bay, in der wir auf Gelbaugenpinguine warteten und dann zumindest zwei zu Gesicht bekamen und morgens die seltenen Hector-Delfine entdeckt haben sowie Oamaru, wo die blauen Zwergpinguine, denen der strömende Regen ganz offensichtlich weniger zusetzte als uns, direkt an uns vorbeiwatschelten. Und das alles in freier Wildbahn! Wirklich giftige Tiere gibt es hier hingegen keine, was unter anderem viele junge Eltern dazu veranlasst, ihre Elternzeit hier zu verbringen. Zudem ist die Kriminalitätsrate sehr gering und die größte Gefahr geht neben Erdbeben offenbar von Autofahrern aus, die den Linksverkehr nicht gewohnt sind. Dazu noch die absolut freundlichen "Kiwis", die eine Hilfsbereitschaft an den Tag legen, die man sich in Deutschland teilweise wünschen würde, so dass man, selbst wenn doch mal eine unerwartete Situation eintritt, meist schnell Hilfe bekommt.

 

Alles in allem also ein wunderbares Land, in dem es schwer ist, sich nicht wohl zu fühlen und in dem wir zwei wunderschöne Monate verbringen durften. Doch uns fehlt langsam wieder das bisschen mehr "Abenteuer". Das nicht wissen, wie es wohin weiter geht. Das Kennen lernen von unterschiedlichsten Kulturen, denn hier sind, wie bereits erwähnt, dann doch zum Großteil deutsche Urlauber (Neuseeland scheint das neue Mallorca zu sein - nicht für die Party- sondern für die Natursuchenden). Einfach das bisschen mehr Abwechslung und Ungewissheit.

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