28. Juli 2017

16. Stopp: Peking / China

13. bis 19. Juli 2017

nur Eine Woche ´- aber so viele Eindrücke

Vor nun fast elf Monaten habe ich unseren Blog mit dem Reisebericht zu Island - unserem ersten Stopp auf unserer Reise - gestartet. Wir besuchten Reykjavik, die kleinste Großstadt der Welt.

Nun - 320 Tage später - befinden wir uns in Peking. Diese Stadt wird einer der letzten Stopps einer wunderbaren und abwechslungsreichen Reise sein. Und unterschiedlicher könnten Anfang und Ende kaum sein. So hat Peking mit seinen 21,5 Millionen Einwohnern etwa 63 mal so viele Einwohner wie ganz Island und stellt damit die größte Stadt unserer Reise dar. Unser Eindruck? Beeindruckend - in vieler Hinsicht.

 

Mit als erstes fällt uns auf, dass Peking eine Stadt zu sein scheint, in der Bargeld offenbar kaum mehr existiert. So überforderten wir einen Verkäufer, als wir eine Powerbank bar bezahlen wollten. 15 Minuten brauchte er, um Wechselgeld aufzutreiben.

Wie die Chinesen bezahlen? Mit der App "WeChat", die hier alles zu bestimmen scheint. Sie ist Zahlungsmittel Nummer eins sowie die chinesische Form von WhatsApp und Facebook in einem.

 

Erschwerend kommt in Peking meist hinzu, dass man sich fühlt, als sei man "Lost in Translation". Nur ein sehr geringer Anteil der Menschen spricht hier Englisch. Im Gegensatz zu den Südostasiaten haben die Pekinger außerdem eine "Nein-Sage-Mentalität", so dass sie wenn sie etwas nicht verstehen lieber pauschal "Nein" als ""Ja" sagen.  

 

Andere witzige Dinge, sind uns nach und nach aufgefallen. So ist für uns Peking eine Stadt, deren Bewohner offenbar gerne mit Trolley unterwegs zu sein scheinen - warum auch immer - und die ihre Kinder zu größtmöglicher UN-Selbstständigkeit erziehen. Mehrmals am Tag konnten wir Eltern beobachten, die ihren Kindern (um die 10 Jahre!) die Trinkflaschen beim trinken hielten oder zusätzlich sogar fütterten - teilweise damit der Nachwuchs das Smartphone nicht aus der Hand zu legen brauchte.

 

Peking - aber auch eine Stadt, in der Facebook, Google und Twitter von der Regierung gesperrt werden und deshalb der Begriff VPN-App (mit der man vorgaukelt, das Handy befände sich in einem anderen Land) allgegenwärtig ist. Oft hilft jedoch auch die App nicht weiter, da die Internetverbindungen eindeutig zu den schlechtesten unserer Reise zählen. Kostenloses WIFI gibt es hier für uns sowieso kaum, da man dieses auch in den Ketten Starbucks und McDonalds nur mit chinesischer Telefonnummer freischalten kann. Die Bewohner Pekings werden jedoch nicht nur durch Einschränkungen im Internet kontrolliert, sondern auch durch Überwachungskameras sowie Polizisten an´ jeder Ecke, unzählige Zäune, die Laufrichtungen und Wege vorgeben sowie immer wiederkehrende Passkontrollen - so zum Beispiel am Eingang der verbotenen Stadt oder des Bahnhofes.

 

Peking ist sauberer und leerer, als wir erwartet hatten und verfügt über ein Top-ausgebautes und sehr preisgünstiges Metro-System, das auch ein Fremder sofort versteht. Peking - eine Stadt, dessen wunderbares Essen wir in Erinnerung behalten, aber auch die teilweise fast unerträglich Hitze (etwa 40 Grad Celcius bei gefühlt 100% Luftfeuchtigkeit) und dass man hier den Himmel so gut wie nie sieht.   

Peking ist für uns eine Stadt, in der oft mehr Wert auf Ästhetik als auf Authenzität gelegt wird und somit manche Straßen eher wie eine Disneyland-Version von Peking, als wie das "Original-Peking" aussehen und manche Kinder wie Puppen.

 

Mag ich Peking? Schwer zu sagen. Die Stadt ist auf jeden Fall unglaublich intensiv und kann bestimmt den ein oder anderen überfordern. Wir sind froh, dass wir sie gegen Ende unserer Reise besucht haben und somit auch den gescheiterten Versuch, hier ein Visum für Russland zu bekommen relativ entspannt wegstecken konnten. Wie das mit dem Visum ablief könnt ihr weiter unten nachlesen. Jetzt erst einmal ein paar Bilder.

798 Art District - ein anderes Peking

Trekking über die Chinesische Mauer

Warum tun wir uns das an? Diese Frage haben wir uns mehrfach gestellt, als wir bei fast 40 Grad und unerträglich hoher Luftfeuchtigkeit die zig Stufen eines Abschnitts der chinesischen Mauer, der (bislang) nicht restauriert wurde, hoch und runter keuchen.

Doch genau diese extremen Bedingungen sind wahrscheinlich der Grund dafür, dass wir und die anderen aus unserer Gruppe die Einzigen sind, die diesen Abschnitt gehen. Kein Mensch begegnet uns auf dem Weg. Wir haben die Mauer - im Originalzustand - für uns.

In der Verbotenen Stadt

Auch bei unserem Besuch der verbotenen Stadt war es sehr heiß. Hier hat das leider die anderen Besucher nicht von einer Besichtigung abgehalten, so dass wir hier eindeutig nicht die Einzigen waren. Allerdings zählten wir zu der Minderheit der Nicht-Chinesischen-Besucher - und wurden so ziemlich schnell ebenfalls zum interessanten Fotoobjekt - vor allem für Schüler, die uns scheinbar spannender fanden, als ihren Lerngang.

Ich hingegen fand vor allem die beiden Ausstellungen zu den Themen "Uhren" sowie "Keramik" auf dem Gelände der Verbotenen Stadt interessant! Manche Exponate waren vielleicht etwas kitschig, aber trotzdem faszinierend!

Das Riesige Olympia-Gelände

Das "Alte" Peking - Leben in den Hutongs

Hutongs - das ist der Begriff für die noch verbliebenen ursprünglichen Stadtviertel Pekings. Viele dieser alten Stadtteile sind längst dem Bauboom und Abriss zum Opfer gefallen. Die Regierung hat dies erst gestoppt, als sie den Nutzen der traditionellen Gassen für die Tourismusindustrie festgestellt hat. So leben auch wir in einem Hostel mitten im Hutong und können wiederum ein vollkommen anderes Peking kennen lernen, als in den modernen Vierteln. Die Häuser hier verfügen nicht einmal über eine eigene Toilette (unser Hostel zum Glück schon) und oft begegnen einem deshalb Abends Chinesen in den Gassen, die einem mit Zahnbürste und Klopapier auf dem Weg zur öffentlichen Toilette entgegen kommen.

Im modernen Peking: Klappt das mit dem Visum?!

Donnerstag: Auch wenn wir früh morgens in Peking ankamen, führte unser erster Gang zur Russischen Botschaft. Da Donnerstag ist, möchten wir "nur" schnell unsere letzten, offengebliebenen Fragen stellen, um am Freitag den Antrag stellen zu können. Naja, wie wir schon irgendwie erwartet hatten, funktionierte das nicht ganz so einfach.

Das erste Problem war, dass wir ohne einen Termin vorher im Internet zu beantragen, erst gar nicht die Möglichkeit bekämen, eine Antrag zu stellen. Wie sich bei Rückkehr im Hostel herausstellte, gab es noch einen Termin für EINE Person im Juli! Da die russische Beamtin dies wahrscheinlich schon wusste, nannte sie uns eine zweite Möglichkeit: das Visa application Center - dort sei das Visum dann eben etwas teurer. Für die Beantragung sei aber so oder so nötig, dass wir alle Tickets vorweisen - Zug, Rausflug und Hostelbuchung. Also versuchten wir sofort, die Tickets für den Zug online zu bestellen. Erst sah alles gar nicht so schwer aus (da nur eine Seite offenbar noch Tickets für die Strecke Ulan-Bator/Mongolei nach Peking hatte), so dass ich parallel noch mit meiner Krankenversicherung mehrere E-mails austauschen konnte, um das von den Russen geforderte Formular zur Auslandskrankenversicherung korrekt ausgefüllt zu erhalten.

Vom Online-Reisebüro, über das wir die Zugtickets bestellt hatten bekamen wir dann die Antwort, dass die Bearbeitungszeit bis zu 48 Stunden dauern könnte - also blieb uns nichts anderes übrig als abzuwarten. 

 

Freitag Abend: Immer wieder suchten wir uns Plätze oder Chinesen über die wir Internet erhielten, um zu schauen, ob wir unsere Tickets bereits erhalten hatten. Doch am Freitag Abend erhielten wir nur die Antwort, dass auch bei diesem Online-Portal keine Tickets mehr verfügbar seien. Und ohne Ticket brauchen wir erst gar nicht versuchen das Visum zu bekommen.

 

Samstag Morgen: Wo wird man wohl Zugtickets bekommen?! Am Bahnhof! Also los. Etwa eine halbe Stunde brauchten wir, um überhaupt herauszufinden, wo man dort Zugtickets kaufen kann - weitere 30 Minuten standen wir am einzigen englischsprachigen Schalter an, um dann zu erfahren, dass am Bahnhof nur Tickets für Zugfahrten innerhalb Chinas verkauft werden. Auf die Frage, woher wir Tickets in die Mongolei und dann vor allem Tickets durch Russland bekämen, meinte der Mitarbeiter, im Beijing Internationel Hotel. Wir ließen es uns nochmal aufschreiben und erklären, wo das sei und machten uns dann etwas ungläubig auf den Weg.

 

Samstag Mittag (13.30 Uhr): Als wir im Hotel ankamen, stellten wir fest, dass wir tatsächlich richtig sind - ein Hotelangestellter erklärte uns, dass hier tatsächlich ein Office sei, in dem internationale Zugtickets verkauft werden - leider habe dies aber bereits geschlossen (da Wochenende) und würde erst am Montag wieder öffnen. Pech gehabt!

 

Sonntag: Sightseeing, da nichts möglich ist, um das Visum-Thema voranzutreiben.

 

Montag Morgen: Pünktlich zur Öffnungszeit des Offices stehen wir erneut im Beijing International Hotel. Und wir sind tatsächlich richtig - nur leider verkaufen sie uns auch nicht das gewünschte Produkt: Zugtickets von der Mongolei nach Russland bekämen wir nur in der Mongolei. Sie kann uns entweder Tickets bis in die Mongolei oder komplett (ohne Stopp) bis nach Moskau anbieten. Da wir aber auf jeden Fall die Mongolei sehen wollen, kommt dies nicht in Frage. Da wir aber somit andersrum auch kein Zugticket für Russland in der Hand halten, kommt es auch nicht mehr in Frage, das Visum in Peking zu beantragen.

 

Wir werden unser Glück in der Mongolei versuchen!

 

Mittwoch: Es geht los - ohne Russland-Visum - mit der Transmongolischen Eisenbahn nach Ulan-Bator, in das Reich von Dschingis Khan, der Wildpferde und Nomaden!

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Freitag, 28 Juli 2017 09:12)

    Liebe Steffi, lieber Armin,
    jetzt geht die Reise langsam zu Ende und ich könnte noch stundenlang eure Resieberichte lesen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich auch dabei war. Liebe Steffi, eigentlich solltest Du das professionell machen mit den Reiseberichten, selten hat jemand so authentisch über alles berichet. Trotzdem freue ich mich, wenn ich euch wiedersehe. Geniesst die letzten Tage!
    Liebe Grüße Mama von Armin